Kommunikation wirkt. Auch nachhaltig.
Kommunikation wirkt. Auch nachhaltig.
Nicht gleich. Und doch berechtigt.
Generation Kopf runter
Globalisierung, ungebremste Mobilität, digitale Revolution, dazu gesellschaftliche Umbrüche in Bildung und Emanzipation haben die Arbeitswelt in kurzer Zeit dramatisch verändert. Die Folgen sind offensichtlich: Die Generation Kopf runter senkt den Blick, nicht nur auf Smartphones und Tablets, immer und überall. Im übertragenen Sinn auch vor den Menschen, überfordert schon von alltäglichen Situationen und von besonderen Herausforderungen im Beruf allemal. Selbst den älteren Kollegen fehlen immer mehr Werkzeuge für Analyse und Kommunikation. So mutieren Aufgaben zu Problemen, verstärkt noch durch unklare Ansagen und diffuse Vorgaben. Mehr ▷
Schon im Auswahlverfahren sehen sich die Personalchefs vieler Unternehmen vor denselben Schwierigkeiten: Die meisten Bewerber sind fachlich stark, aber schwach im Auftritt, unsicher im Gespräch, nicht souverän gegenüber Fremden. Und sie kennen die Regeln nicht. Wollen Arbeitgeber diese Defizite nicht hinnehmen, müssen sie deshalb nachholen, was Elternhaus, Kindergarten, Schule und Universität bei der Erziehung versäumt haben. Das funktioniert nur im ganzheitlichen Ansatz, oft allerdings unerwartet gut, wenn motivierte Mitarbeiter sich qualifizierten Trainern anvertrauen.
◁ WenigerWer steuern kann, ist klar im Vorteil
In der Psychologie unterscheidet man zwei Arten der Gestikulation. Zum einen jene, mit denen ein Mensch verbale Äußerungen untermauert oder die auf Objekte gerichtet sind. Derartige Gesten sollen etwas verdeutlichen oder betonen. Zum anderen gibt es solche, die sich auf die eigene Person richten und primär dazu dienen, Anspannung oder Streß zu mindern. Gleichermaßen vielsagend sind alle Gebärden. Wer die seiner Gesprächspartner zu deuten versteht und die eigenen zu steuern, ist klar im Vorteil. Mehr ▷
Die Körpersprache der Menschen gilt als eine archaische Fähigkeit, die niemand hundertprozentig kontrollieren kann und die deshalb immer Anhaltspunkte zu Absichten und Gedanken, Motiven und Stimmungen liefert. Nur mit intensivem Training lassen sich Mikrosignale bewußt und so erfolgversprechend einsetzen, daß sie selbst mit viel psychologischer Erfahrung schwer zu entschlüsseln sind, also beileibe nicht von jedermann. Doch nehmen viele Menschen auch kleine Unstimmigkeiten intuitiv wahr. Selbst wenn sie nicht wissen, was sie stört und warum, so reagieren sie doch unterbewußt mit Mißtrauen und Vorsicht, oft auch mit Ablehnung. Deshalb sollte man stets authentisch bleiben und die Grenze zur Maske, zum Rollenspiel nicht überschreiten. Nonverbale Kommunikation ebenso dosiert wie gezielt zu nutzen, ist eine Kunst. Aber kein Hexenwerk.
Ein Beispiel von vielen.
◁ WenigerEin alltägliches Szenario
- In der Pause einer Veranstaltung der Industrie- und Handelskammer gesellt sich eine junge Unternehmerin zu zwei Herren und einer Dame, die sich um einen Stehtisch gruppiert unterhalten. Obwohl sie freundlich begrüßt wird, fühlt sich die Frau unwohl im Kreis von Menschen, die sich untereinander offenbar schon länger kennen. Sie nippt im Minutentakt an ihrem Glas mit Orangensaft, dreht zwischendurch ihren Ehering und fixiert mit gesenktem Blick eine kleine Blumenvase. Wenn sie angesprochen wird, antwortet sie mit belegter Stimme nur knapp, und immer wieder leckt sie sich über die trockenen Lippen.
Und was hat das zu bedeuten? Hier die komplexe Analyse.
Unvereinbare Impulse, innerer Konflikt
- Die junge Unternehmerin fühlt sich sichtlich unwohl in der Runde, was mehrere Gründe haben kann. Hat sie den Eindruck, in das Territorium der einander vertrauten Gesprächspartner eingedrungen zu sein? Ist sie generell noch befangen im Kontakt mit männlichen, ihr an Erfahrung überlegenen Kollegen? Befürchtet sie, als zweite Dame in eine unterschwellige Konkurrenzsituation zu geraten? Oder sorgt sie sich, keinen guten Eindruck zu hinterlassen? Eine Veranstaltungspause ist eine vermeintlich offene Situation, aber genau dies kann Angst machen, denn es fehlt die feste Struktur; man möchte flexibel und spontan, am besten noch originell reagieren. Baut sich bei mangelndem Selbstvertrauen solch ein Erwartungsdruck auf, löst das meist eindeutige nonverbale Signale aus.
Wahrscheinlich gerät die junge Dame durch einen inneren Konflikt unter Streß. Der Drang, aus der ihr unangenehmen Situation zu flüchten, kollidiert mit den geschäftlichen sowie persönlichen Motiven, die auf eine gelungene Unterhaltung abzielen. Das Dilemma dieser zwei Impulse, die gleich stark und doch unvereinbar sind, löst unwillkürlich Ersatz- oder Übersprungshandlungen aus: Aktionen oder Gesten, die von außen betrachtet in der aktuellen Situation unzweckmäßig erscheinen. Tatsächlich aber dienen sie der Selbstberuhigung, fast immer verbunden mit dem unerwünschten Nebeneffekt der Kommunikation innerer Spannung nach außen.
Fünf nonverbale Signale sind zu unterscheiden.
Leicht zu deuten, schwer zu steuern
- Der gesenkte Blick, auf einen Gegenstand oder den Boden fixiert, deutet auf Angst hin, signalisiert Unsicherheit, Schüchternheit und fehlende Zuversicht. Dabei drückt die gesamte Körperhaltung Unterwürfigkeit gegenüber Menschen aus, denen man sich nicht gewachsen fühlt. Wie auch unter Tieren ist scheues Wegschauen eine gängige Strategie zur Vermeidung eines Angriffs.
Eine belegte Stimme verrät zusätzlich Nervosität. Gekoppelt mit auffällig knappen Antworten und seltenen Gesprächsbeiträgen zeigt die nasale Aussprache, daß sich der Mensch in der Gesellschaft unerwünscht fühlt und nicht damit rechnet, andere überzeugen zu können.
Das oftmalige Lippenlecken in einer unangenehmen Situation hat eine beruhigende Funktion. Am Mund ist eine hohe Anzahl von Nervenenden gebündelt, die zu stimulieren angenehm wirkt.
In einer Streßsituation bietet sich ein Glas an, um sich daran anzuklammern, Halt zu finden. Jeder Schluck lenkt noch dazu vom eigenen Unwohlsein ab.
Befangenheit läßt sich leichter aushalten, indem man sich selbst berührt. Dies Verhalten stammt aus frühen Kindertagen, in denen die Mutter streichelnd Geborgenheit vermittelte. Das Statussymbol Ehering auffällig zu drehen werten Psychoanalytiker als ein Zeichen, mit dem eine Frau einem Mann unterbewußt andeutet, daß sie ihn attraktiv findet, der Ring sich eventuell abstreifen ließe.